Existenzgründung: Der lange Weg in die erfolgreiche Selbständigkeit



Ob als Schritt aus der Arbeitslosigkeit oder als lang ersehnte Alternative zum Angestelltenverhältnis: Die Selbständigkeit ist eine Form der Erwerbstätigkeit, von der viele Menschen träumen. Endlich der eigene Chef sein, nur die Aufträge annehmen, auf die man Lust hat und sich seine Zeit frei einteilen können sind nur drei der vielen positiven Aspekte, die zur Gründung eines eigenen Unternehmens motivieren.

Bis man diese Vorzüge tatsächlich genießen kann, ist es natürlich ein weiter Weg. Sowohl vor als auch nach der Existenzgründung warten zahlreiche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, um sich auf dem Markt zu etablieren und so erfolgreich zu sein, dass das oben beschriebene Idealbild der Selbständigkeit Realität wird. Die einzelnen Stationen dieses Weges werden in diesem Artikel erläutert.

Die Geschäftsidee

Sie steht am Anfang jeder Selbständigkeit. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: entweder wird ein ganz neues Produkt (oder eine Dienstleistung) angeboten oder man hat einen Weg gefunden, ein bereits erfolgreiches Produkt zu verbessern beziehungsweise zu modifizieren, um eine neue Zielgruppe zu erschließen.

In beiden Fällen gilt: Es ist durchaus gut, eine solche Idee zu haben. Mehr als eine erste Grundlage für die Selbständigkeit ist sie aber nicht. Bis sie es tatsächlich zur Serienreife bringt und vom Kunden angenommen wird, vergeht noch sehr viel arbeitsintensive Zeit. Bis zur Gründung eines eigenen Unternehmens wird die Idee meist schon mehrfach angepasst, und nach der Gründung geht es genau so weiter, da man jederzeit auf den Markt reagieren muss.

Der Businessplan

Zu diesem Thema muss gleich am Anfang ein weit verbreiteter Fehlschluss korrigiert werden. Immer wieder hört man, dass dieser Teil von Gründern in spe eher stiefmütterlich behandelt wird, da er ohnehin nur für Investoren oder die Arbeitsagentur interessant sei. Es lässt sich nicht bestreiten, dass ein detaillierter und realistischer Businessplan das Zünglein an der Waage bei der Bewilligung von Geldern sein kann; in erster Linie erstellt man dieses Dokument aber für sich selbst.

Im Businessplan wird nämlich nicht nur die Geschäftsidee verschriftlicht, sondern auch der Weg, mit dem diese Idee zum Erfolgsmodell avancieren soll. Dabei werden sowohl der Markt als auch die eigene Situation detailliert analysiert. Oftmals stößt man dabei auf Schwachpunkte in seinem Konzept, die man vor der Gründung definitiv noch ausmerzen muss – einerseits, um an Gelder und Zuschüsse zu kommen, andererseits ganz banal um Erfolg zu haben. Schonungslose Ehrlichkeit gegenüber sich selbst ist dabei absolute Grundvoraussetzung, denn wenn man sich einredet, dass man keine Schwächen hat, ist ein Scheitern vorprogrammiert.

Finanzierungsmöglichkeiten

Als Gründer hat man die Option, von verschiedenen Stellen Fördergelder zu erhalten, die einem auf dem Weg zur Selbständigkeit eine große Hilfe sein können oder diesen überhaupt erst möglich machen.

Arbeitsagentur:
Die Agentur für Arbeit bietet arbeitslosen Gründern Zuschüsse und Fördergelder, die allerdings an gewisse Bedingungen geknüpft sind. Die Chance auf diese Gelder hat man, wenn man

  • Anspruch auf Arbeitslosengeld hat und dieser zum Zeitpunkt der Gründung noch 150 Tage besteht
  • Dieser Anspruch nicht auf §147, Absatz III (Kurze Anwartschaftszeit) beruht
  • Man über Eignung und Befähigung für die selbstständige Arbeit verfügt und nachweisen kann, etwa durch die IHK

Selbst wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, besteht allerdings kein Rechtsanspruch auf die finanzielle Förderung durch das Amt. Ob sie gewährt wird, bleibt Ermessenssache des jeweiligen Sachbearbeiters.

Auch wenn man keine finanzielle Hilfe von dieser Seite bekommt, kann sich der Besuch lohnen. Zusätzlich bietet die Arbeitsagentur nämlich diverse Kurse für Gründer, in denen sie auf alles, was auf sie zukommt, vorbereitet werden.

Investoren:

Private Investoren sind immer ein guter Weg, an Gelder zu kommen. Das Investment bedeutet zwar, dass an der Firma und damit auch am Gewinn beteiligt sind, aber ohne eine derartige Finanzspritze wäre es kaum möglich, sich den Traum von der Selbständigkeit zu erfüllen. Man muss dafür nicht – wie momentan anscheinend sehr beliebt – ins Fernsehen gehen, sondern kann sich einfach im Internet umschauen. So genannte "Business Angels", die bereit sind, interessante Ideen mit ihren eigenen Mitteln zu fördern. Da es sich dabei meist um erfolgreiche Geschäftsleute handelt – irgendwo muss ihr Geld ja herkommen – können sie sicher auch wichtige Tipps geben, die den Weg zum erfolgreichen Unternehmer erleichtern.

KfW:

Die in Frankfurt/Main ansässige Förderbank KfW bietet Gründer die Möglichkeit, über äußerst günstige Kredite Gelder zu erhalten, die sie zum Aufbau der Selbständigkeit meist dringend benötigen. Sie müssen zwar zurückgezahlt werden, allerdings wie erwähnt zu sehr guten Konditionen. Je nach gewünschtem Gesamtvolumen gibt es drei verschiedene Angebote, die dabei helfen können, die Zeit um die Gründung besser – oder überhaupt – zu überstehen.

Organisatorisches

Wenn die Finanzierung steht, kommen auf Gründer einige organisatorische Dinge zu. So müssen sie sich für eine Rechtsform entscheiden und Räumlichkeiten finden, in denen sie in Zukunft produzieren, lagern oder arbeiten können.

Bei einem Ein-Mann-Betrieb ist das kein Problem, sollen dagegen Mitarbeiter eingestellt werden, kann sich das Ganze schon schwieriger gestalten. Zum Thema Mitarbeiter: In dieser Phase müssen Bewerbungsgespräche geführt werden, zudem sollte man sich als Gründer mit den Grundlagen der Menschenführung vertraut machen. Diesen Bereich kann man zwar in der Theorie nicht lernen, eine Basis für die Zukunft lässt sich aber durchaus legen.

Die oben angesprochenen Räume müssen zudem bestückt werden. Dass Stühle und Schreibtische sowie Computer benötigt werden, versteht sich von selbst, je nach Art der Firma ist das aber längst nicht alles. Eventuell muss Stauraum geschaffen oder ein Arsenal an Maschinen aufgestellt werden. Auch bei der Wahl der Software gibt es diverse Optionen. Neben Programmen, die das Kerngeschäft erleichtern, gibt es auch viele Lösungen für die Unternehmensführung. Mit deren Hilfe lassen sich Buchhaltung oder Warenwirtschaft vereinfachen.

Während der Organisationsphase ist Kontakt zu Menschen mit einschlägiger Erfahrung extrem wichtig, denn als absoluter Neuling kann man die wenigsten der Fragen, die in dieser Zeit auftauchen, fundiert beantworten.

Gezieltes Marketing

Im letzten Punkt dieses Leitfadens soll es darum gehen, das neue Unternehmen bekannt zu machen. Neben einer hohen Qualität ist das schließlich entscheidend für die Verkaufszahlen.

In der Anfangszeit verfügt ein Start-Up in der Regel nicht über allzu große finanzielle Mittel. Dennoch lohnt es sich, einen Teil dieses Kapitals in eine professionelle Kampagne zu investieren. Viel zu häufig wollen Unternehmer ohne jegliche entsprechende Erfahrung diese Aufgabe selbst übernehmen – und scheitern. Denn Werbung – auch in sozialen Netzwerken – ist nur scheinbar einfach. Damit sie wirklich funktioniert, braucht es die Expertise eines Profis. Die Investition – so weh sie auch tun mag – lohnt sich also mittel- bis langfristig mit Sicherheit.

Weiterführende Links

Zum Abschluss noch einige hilfreiche Links für Gründer